Der achte Tag auf dem Camino

Der Tag, der für mich sehr früh begann. Schon um halb fünf war ich wach, konnte nicht mehr schlafen und schrieb den nächsten Tagesbericht auf Facebook. Noch ein paar Fotos dazu – fertig war der Tag 7. Gestern hatte ich einfach keine Lust mehr dazu. Nach dem schönen Abend im Weinatrium Wallerath mit meinen Mitpilgern war ich nur müde.

Ich packte die letzten Dinge ein, aß ein bisschen was und brach schon um 5:20 Uhr auf. Alles war ruhig. Die Luft war heute angenehmer und es gab eine leichte Brise. Ich erinnerte mich an gestern: Die Luft stand und war schon ein wenig stickig. Beim ersten Geländeanstieg kam gleich der Schweiß durch. Das war heute anders.

Schweich verließ ich in Richtung Nordwesten. Dummerweise hatte ich die GPS-Koordinaten der letzten Etappe nicht auf meinem GPS-Gerät gespeichert. Ich war also dieses Mal wirklich auf mich selbst gestellt. Zum Glück hatte ich wenigstens die GPS-Koordinaten gespeichert, an denen mein Auto stand. Die wählte ich als Ziel, um im Notfall wenigstens die Richtung zu wissen.

Es war noch dunkel und ich musste nun erstmals eine Taschenlampe rausholen, um die wegweisenden Aufkleber zu entdecken. Es ging schnurstracks geradeaus. Nun merkte ich, dass die Beschilderung doch ein paar wenige Lücken aufwies. An einigen Stellen probierte ich es mit Logik (einfach geradeaus, Wegweiser suchen) oder nutzte die Wegweiser anderer Wanderwege und das half.

Auffällig war, dass es keine Weinfelder mehr gab. Die Wege kamen mir langweiliger vor, gewöhnlicher.

Ich kam durch die Orte Quint und Ehrang. Pilgerstempel konnte ich um diese Zeit noch nicht ergattern. Die Pfarrei würde erst um 9 Uhr öffnen, da wollte ich schon viel weiter sein. Blöd, dass ich so früh losgelaufen war… in Quint gab es dafür noch einmal ein sehr schönes Panorama.

Auch die Gaststätte in Biewel, in der es einen Pilgerstempel gab, hatte nicht geöffnet. Die Öffnungszeiten waren außerdem von „ab 12 Uhr“ auf „ab 17 Uhr“ verlegt worden. Dadurch haben vermutlich die meisten Pilger nun keine Chance mehr, dort einen Stempel zu bekommen.

Die Menge der Schildchen, die auf einen Wanderweg hinwiesen, nahm deutlich zu. In Quint entdeckte ich neben dem Mosel-Camino den Schönstatt-Pilgerweg, den Moselsteig, den Moselhöhenweg und den Ville-Eifel-Weg vom Eifelverein.

Vor Trier kam ich bei einem großen Kreuz an, das im Jahr 2007 vom Religionslehrer Johannes Mohr gestiftet wurde. Ich hatte einen ersten wunderschönen Ausblick auf Trier. Meinem Tagesziel.

In Ehrang fand ich dann tatsächlich Technik aus dem letzten Jahrtausend, die hier noch im Verkehrsbereich eingesetzt und genutzt wird. In der Zeit, als sie deutschlandweit genutzt wurde, gab es noch die Deutsche Mark.

Zwischen Ehrang und Biewer gab es endlich einen Brunnen, der nicht trocken war. Meinen Vorrat musste ich nicht auffüllen.

Der Camino führte weiter durch Wälder, an alten Gemäuern entlang und auf Plattformen, an denen es manchmal einen Ausblick auf Trier gab. Den Zauber der letzten Tage konnte ich nicht mehr gut erkennen.

Das Wetter war angemessen. Das Sonnenlicht flutete die Wälder und in den Höhen gab es eine schöne Brise.

So kam ich irgendwann in Trier an. Der Weg endete abrupt an einer Straße und ein Gewühl vom Straßenverkehr umschloss mich. Fort waren die Bäume, die Panoramen, die Weinfelder und Wiesen. Sie waren dem Hupen, Motorengeräuschen, geschäftigem Treiben und Asphalt gewichen. Es fühlte sich ein wenig wie ein Kulturschock an.

Als ich mich wieder gefangen hatte, lief ich, geführt von den Muschelaufklebern, bis zur nächsten Moselbrücke. Die Mosel erschien mir hier noch einmal breiter, größer und natürlich wunderschön. Am Ende angekommen, wurde ich an das Ufer geführt. Der nun folgende Weg war sehr langweilig. Immer wieder wurde man von Radfahrern gescheucht. Der Weg führte etwa 3 Kilometer lang geradeaus an der Mosel entlang. Zwar ein wenig entrückt vom Verkehr, aber der Zauber des Mosel Camino war verpufft.

Schade.

So lief ich nur noch zur Kirche und holte mir meinen letzten Stempel im Laden ab.

Ein paar schöne Eindrücke bekam ich aber doch noch von der Kirche. Es gibt einen unterirdischen Bereich, den sollte man gesehen haben!

Damit endet mein Camino.

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